Kurzantwort: Was ist Jakobskreuzkraut und wie gefährlich ist es für Mensch und Tier?
Jakobskreuzkraut wird häufig auch Jakobs-Greiskraut genannt, lateinischer Name ist Senecio jacobaea, und stammt aus der großen Familie der Korbblütler (lat. Asteraceae). Die in der Regel zweijährige Pflanze die unter Umständen aber auch länger überleben kann zeigt sich im zweiten Lebensjahr mit ihrer vollen gelben Blütenpracht. Zu dieser Zeit hat sie auch ihre höchste Giftkonzentration. Grundsätzlich ist Jakobskreuzkraut zu jeder Jahreszeit und in jedem Wachstum Stadium äußert giftig für den Menschen und für viele Tiere! Der enthaltene Giftstoff beruht auf verschiedenen Pyrrolizidin-Alkaloiden. Besonders für Pferde aber auch Kühe ist Jakobskreuzkraut von besonderer Gefährlichkeit, währen Ziegen und Schafe besser mit der Pflanze klarkommen und höhere Dosen aufnehmen können. Einige Tiere wie Insekten können das Jakobskreuzkraut aber auch essen und sind sogar darauf spezialisiert, wie die Raupe des Blutbären, einer Nachtfalterart. Er wird auch Jakobskrautbär genannt, da er sich auf den Verzehr der Pflanze im Raupenstadium spezialisiert hat.

Jakobskreuzkraut kurz vor der Blüte, gut zu erkennen auch die fiedrigen, wechselständigen Blätter am Stängel, welcher gegen seiner Enden hin eher grün bis hellgrün erscheint, weiter unten in braun bis rotbraun, teils rötlich umschlägt.
Merkmale und Bestimmung von Jakobskreuzkraut
Wuchsform: Die Pflanze erreicht in der Regel 30 cm bis 100 cm Höhe, wobei ich in hoher Bei-vegetation auch schon größere Exemplare entdeckt habe. Im ersten Jahr entsteht zunächst eine kräftige Blattrosette mit etwa 20-25 cm langen Blättern. Im zweiten und zumeist auch letzten Lebensjahr der Pflanze entwickeln sich lange aufrechte Stängel und die typischen gelben Blüten.
Stängel: Der kantige und gerillte Stängel ist häufig dunkelrot überlaufen und verzweigt sich oberhalb der Mitte, er ist stabil und dennoch sehr flexibel auch bei starkem Wind, was die Pflanze zu einer robusten Art bei rauen Windbedingungen wie z.B. auf Weiden an der Küste macht.
Blätter: Die Blätter sind klar gefiedert mit gezähnten Einschnitten, welche dabei leicht unregelmäßig in Erscheinung treten. Sie haben eine frische, tief grüne Farbe und werden aufgrund ihrer Anordnung und Erscheinung als einfach fiederteilig und wechselständig bezeichnet. Wechselständig daher das die Fiederblätter sich am Stängel nicht gegenüberliegen.
Blüten: Die knallgelben Blütenstände haben einen Durchmesser von 1,5 bis 2 cm und bestehen aus einer Kombination aus Zungen- und Röhrenblüten. Die Hüllblätter zeigen schwarze Spitzen.
Blütezeit des Jakobskreuzkrauts: Die Hauptblütezeit liegt zwischen Juni bis Oktober. Sie kann in besonders wettertechnisch für die Pflanzen begünstigten Jahren auch früher oder länger sein.
In meinem Youtube Video zum Jakobskreuzkraut könnt ihr neben den detaillierten Bestimmungsmerkmalen der Giftpflanze auch direkt den Unterschied zum gesunden und essbaren Johanniskraut sehen:

Verbreitung und ideale Standorte für das Jakobskreuzkraut
Jakobskreuzkraut gedeiht je nach Variante auf verschiedenen Standorten besonders gut:
- Auf Grünland, Waldübergängen, insbesondere mit angrenzenden Nutzflächen und langfristig stillgelegte Brachen
- An Wegränder und an Straßenböschungen
- Während das klassische Jakobskreuzkraut eher trockene Standorte bevorzugt gibt es auch Arten wie das Sumpf-Greiskraut, das wie der Name schon vermuten lässt wasserreichere Böden wählt.
- An Bahndämme, alten Industrieanlagen sowie auf Magerwiesen
Ökologische Bedeutung Jakobskreuzkraut
Solange es in moderaten Mengen außerhalb von Weiden und Koppeln wächst, hat es eine wichtige ökologische Rolle in unserer Flora und Fauna. Es dient als reiche Nahrungsquelle für einige spezialisierte Insektenarten wie den Jakobskrautbär (Tyria jacobaeae), dessen Raupen sich ausschließlich von Geißkräutern wie dem Jakobskreuzkraut ernähren und sich nach der Raupenphase zu schönen Nachtfaltern entwickeln. Durch die Aufnahme der Pflanzengifte werden sie für Fressfeinde ungenießbar, bis tödlich giftig.
Weitere Insekten die an Jakobskreuzkraut gehen:
Zahlreiche weitere Insektenarten wie der Jakobskreuzkraut-Flohkäfer oder Fliegenlarven der Gattung Botanophila seneciella haben sich auf das Jakobskreuzkraut spezialisiert und nutzen es als Futterpflanze. Gleichzeitig bietet die Pflanze aber Euch Nektar für viele bestäubende Insekten z.B. auch Wildbienen. Da es besonders lange im Jahr in der Blüte steht, deckt es den späten Speiseplan der Insekten vor dem Überwintern als sehr gute Ergänzung ab.

Darf niemals verwechselt werde! Rechts auf dem Foto das giftige Jakobskreuzkraut und links das Johanniskraut bekannt aus der Naturheilkunde.
Giftigkeit und Gesundheitsrisiken von Jakobskreuzkraut
Die Giftigkeit des Jakobskreuzkrauts ist sehr hoch und äußerst gefährlich, allen voran beim Verschlucken von Pflanzenteilen. Jeder Teil der Pflanze ist giftig, die Blüten enthalten dabei am meisten davon!
Giftstoffe: Alle Pflanzenteile enthalten ausnahmslos die hoch giftigen und stark leberschädigenden Pyrrolizidinalkaloide (PA), darunter ist auch das Senecionin. Die höchste Alkaloid-Konzentration wird im Sommer des zweiten Lebensjahres der Pflanze erreicht. Die höchste Gefährdung geht wie erwähnt vom Verschlucken aus, aber auch der Umgang mit der Pflanze selbst ohne Handschuhe, mit Verletzungen der Haut oder dem Einatmen des feinnebligen Saftes beim Schneiden und mähen bergen eindeutig Gefahren für die Gesundheit !
Die Risiken für Tiere: Besonders gefährlich ist die Pflanze für große Weidetiere, vor allem wenn sie unerkannt in Heu oder Silage gelangt. Frische Pflanzen meiden die Tiere in der Regel aufgrund ihres Geruchs, das trifft aber leider nicht immer zu!
- Pferde sind besonders gefährdet. Bereits 40-80 g Frischmasse je kg Körpergewicht können tödlich wirken, insbesondere wenn das Gewicht des Pferdes niedrig ist oder es ohnehin durch Krankheiten geschwächt wurde. Je größer, gesünder und schwerer das Pferd ist, umso mehr wird es zu sich nehmen können, ohne dass die Aufnahme tödlich endet. Es ist jedoch so, dass sich das Gift im Körper akkumuliert, das heißt immer weiter zunimmt. Kein Pferd sollte daher auch nur kleinste Mengen von Jakobskreuzkraut fressen! Es wird jedoch aber auch nicht gleich sterben, wenn es ausversehen ein Blatt mitgefressen hat. Trotzdem führen Aufnahmemengen von Jakobskreuzkraut auch weit unter der tödlichen Dosis bereits zu gefährlichen Symptomen beim Pferd und anderen großen Huftieren! Daher gilt es hier besonders auf die Weiden und bei Heufütterung in Sachen Kontamination mit Jakobskreuzkraut zu achten!
- Bei Kühen liegt die letale Dosis bei etwa 140 g Frischmasse je kg Körpergewicht, auch hier kommt es auf den Gesundheitszustand der Kuh an und welche Teile der Pflanze sie gefressen hat, da die Konzentration der Gifte in den Pflanzenteilen selbst und mit dem Alter der Pflanze schwankt.
- Schafe und Ziegen sind deutlich weniger anfällig
Typische Symptome von Tieren bei der einer Vergiftung durch Jakobskreuzkraut:
Eine Vergiftung kann sich durch Krämpfe, Mattigkeit, kolikähnliche Beschwerden, stumpfes Fell, abweichende Atmung und später in den meisten Fällen durch Leberversagen äußern.
Gewusst? – Risiken für Menschen durch das Jakobskreuzkraut auch bei Berührung und Einatmung ist eine Gefahr möglich:
Menschen sind ebenfalls stark anfällig für das Gift der Pflanze. Der intensive Kontakt z.B. beim Schneiden, mähen oder bei verletzten Hautpartien kann bereits Vergiftungen über Haut und Atemwege auslösen! Die orale Aufnahme bleibt mit Abstand am gefährlichsten und führt zu schweren bis tödlichen Leberschäden. Weitere Symptome sind unter anderem: Übelkeit, Bauchschmerzen, Zittern, Erbrechen und bei fortgeschrittener Vergiftung Gelbsucht, welche die Augäpfel als optisches Symptom auffällig gelb färbt.
Bekämpfung und Kontrolle von Jakobskreuzkraut in der Landwirtschaft
Aufgrund der sehr hohen Gesundheitsrisiken für große Weidertiere, insbesondere Pferde ist eine Kontrolle des Jakobskreuzkrauts auf den Weiden unbedingt notwendig. Verschiedene Methoden stehen zur Bekämpfung des Jakobskreuzkrauts zur Verfügung:
Mechanische Methoden:
- Ausreißen: Die Pflanze sollte samt Wurzel entfernt komplett und sicher entsorgt werden, auf keinen Fall auf Komposter geben, vor allem nicht nach der Blüte, dies führt zu einer exponentiellen Verbreitung auf den späteren Ausbringungsflächen des Kompostes!
- Die sogenannte Hochmahd: Bezeichnet das Abschneiden der Blütenköpfe vor dem Blühen und vor allem dem Aussamen verhindert die erneute Aussaat der Pflanze. Da diese Methode aber die giftigen Pflanzenblätter auf der Weide belässt, sollte dies nur auf Flächen neben den eigentlichen Weiden geschehen, um den Flug der Samen auf die Nutzflächen zu unterbinden.
- Häufiges mähen und beweiden reduzieren zusammen mit einer hohen Biodiversität an anderen, vor allem hochwachsenden Wildpflanzen die Verbreitungsgeschwindigkeit und Populationsdichte des Jakobskreuzkrauts.
Die Chemische Bekämpfung:
Herbizide sind zwar sehr wirksam, werden jedoch wegen ihrer starken negativen Umweltauswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt zu Recht als letzte Wahl gesehen.
Biologische Bekämpfung:
Der Einsatz von Fressfeinden z.B. der Raupe des Blutbären oder wie in den USA und Neuseeland eingesetzt des Flohkäfers sind effektiv und umwelttechnisch neben dem manuellen Entfernen am besten.
Manuelle Prävention der Pflanze:
Regelmäßige Kontrollen der Weiden und Umgebung sowie die frühzeitige Entfernung tief mit der Wurzel. Das Jakobskreuzkraut sollte auf Nutzwiesen und Weiden erst gar nicht zum blühen kommen!
Gift durch Jaobskreuzkraut auch im Honig der Imker?
Honig kann durch das enthaltene Gifte des Jakobskreuzkrauts tatsächlich belastet sein. Bienenvölker die große Populationen des Jakobskreuzkraut anfliegen nehmen das Gift zum Teil mit in den Bienenstock. Dennoch sind die Mengen und Konzentrationen an giftigen Pyrrolizidinalkaloide im Honig selbst meist sehr gering und unbedenklich. In der Mehrzahl der deutschen Honigen kommen keine nachweisbaren Spuren oder wenn nur sehr wenige Pyrrolizidinalkaloide vor. Imker können die Belastungen durch Jakobskreuzkraut und dessen Gift im Honig aber aktiv und passiv gut beeinflussen. Dabei gibt es folgende Punkte, denen besondere Beachtung zukommt:
- Sommertrachthonige selbst aus „Risikogebieten“ mit hoher Jakobskreuzkraut Vorkommen überschreiten den festgelegten Richtwert in Höhe von 474 μg PAs/kg Honig sehr selten.
- Pyrrolizidinalkaloide im Honig bauen sich mit der Zeit ab, was ich im Video oben noch etwas ausführlicher erkläre. Wissenschaftliche Studien zeigen klar, dass der Pyrrolizidinalkaloid-Gehalt nach rund drei Monaten im Durchschnitt um 70 Prozent gesunken ist. Somit sind sogar schwach belastete Honigsorten nach einiger Zeit durch den natürlichen Abbauvorgang der Alkaloide problemlos essbar. Gezielte Untersuchungen und Probeentnahmen der Honige durch das Forschungsprojekt „Abbau von PAs im Honig“ (Quelle) zeigen ebenfalls, das der Anteil der giftigen Pyrrolizidinalkaloide im Honig sogar bereits innerhalb weniger Wochen nach der Honigernte deutlich abgebaut wird.
- Aktuell kein akutes Gesundheitsrisiko bei Proben und gewöhnlichen Verzehrsmengen von Honig allgemein durch Pyrrolizidinalkaloide , da alle positiv getesteten Ergebnisse so gering sind und in der Vergangenheit waren, dass kein Risiko für die Gesundheit besteht.
- Durch eine Honigernte vor der Hauptzeit der Jakobskreuzkraut-Blüte die jedes Jahr wetterbedingt variiert und das Aufstellen der Bienenkästen weiter abseits von hohen Vorkommen der Pflanze, wird die mögliche Belastung nochmals deutlich reduziert.
Tipp im Umgang mit Honig und den Sorgen zu Jakobskreuzkraut-Belastung:
Kurz gesagt, kein Grund sich Sorgen zu machen das hierzulande Honig durch Jakobskreuzkraut und den möglichen enthaltenen Pyrrolizidinalkaloiden so vergiftet ist, das er die Gesundheit beeinträchtigt. Wer noch sicherer gehen will, der lässt den neu gekauften Honig einfach ungeöffnet ein halbes Jahr im Schrank stehen, die Natur trägt dazu bei, dass sich so auch geringe Mengen der Gifte nochmal ganz deutlich reduzieren.
Gesetzliche Regelungen – Muss Jakobskreuzkraut entfernt werden?
In vielen Städten und Regionen gibt es keine offiziellen gesetzlichen Vorschriften zur Bekämpfung von Jakobskreuzkraut, vor allem nicht in Gärten, auf Wildwiesen oder in Naturlandschaften. Landwirte sind jedoch gesetzlich verpflichtet Maßnahmen zu ergreifen, um die Gesundheit der Tiere nicht zu gefährden. Das Entfernen von Jakobskreuzkraut auf den mit Tieren genutzten Flächen und zur Produktion von Tiernahrung wie Heu und Silage gehört jedoch selbstverständlich allein schon im eigenen Interesse dazu.
Verbreitung und Vermehrung
Das Jakobskreuzkraut verbreitet sich hauptsächlich durch die massive Produktion von zehntausenden Samen, seltener durch Teilung. Nur eine einzelne Pflanze kann mehrere tausend Samen produzieren, bei einer kleinen Kolonie sind es viele Millionen, die sich dann mit dem Wind sehr effektiv verbreiten.
Jakobskreuzkraut und die Gefahren in der Landwirtschaft
In der Landwirtschaft ist Jakobskreuzkraut in einige Regionen gut unter Kontrolle in anderen Landflächen wiederum eine sehr große Herausforderung:
Auf Weiden:
Auf extensiv genutzten und biologisch armen Weideflächen kann sich die Pflanze äußerst schnell ausbreiten. Regelmäßige Abgehkontrollen und die manuelle Entfernung sind wichtig, um die Weidetiere, insbesondere Kühe und Pferde zu schützen.
Heu und Silageproduktion:
In getrocknetem Heu und auch in Silageballen bleibt das Gift des Jakobskreuzkrauts voll erhalten, die Bitterstoffe, welche die Tiere eigentlich ganz natürlich vom Verzehr abhalten verschwinden jedoch auch. Hier droht ein besonders hohes Gefahrenpotential durch die Pflanze für die Gesundheit und das Leben der Tiere, weshalb gerade die Heuproduktion bereits bei der Ernte eine besondere Aufmerksamkeit erfordert!
Ist Panik vor Jakobskreuzkraut angebracht?
Die totale Panik für die wirklich nicht zu unterschätzenden Giftpflanze ist nicht angebracht. Solange man seine Wiesen und Weideflächen regelmäßig abläuft und neu auftretende Pflanzen entfernt passiert hier in der Regel nichts. Die Blattrosetten des Jakobskreuzkrauts setzen sich ganz deutlich von anderen Pflanzen zu unterschieden auf den Weiden udn Wiesen ab und sind mit ein wenig Übung gut zu erkennen. Auch werden die Tiere nicht sofort von Kleinstmengen schwer krank oder sterben, wenn sie mal ein Blatt gefressen haben sollten. Das heißt jedoch nicht, dass man hier zu sorglos umgehen sollte. Da das Gift im Körper der Tiere akkumuliert wird und sich nur äußerst langsam abbaut, bedeutet auch ab und zu mal ein Blatt auf Dauer immer mehr Belastung für das Tier. Auf Wildwiesen oder in Straßenböschungen kann die Pflanze gerne in Maßen wachsen, sie hat schließlich außerhalb von Weideflächen etliche Vorteile für die Natur und gehört zu unserer Flora und Fauna dazu.
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