Die Goldrute – Wirkung, Anwendung und Bestimmung der Heilpflanze

Kurzantwort zu: Goldruten Arten, Wirkung und Anwendungsweisen

In Deutschland gibt es hauptsächlich drei Arten von Goldruten, weltweit sind es mit rund 150 Arten bedeutend mehr. Die einzige heimische Goldruten Art ist die gewöhnliche Goldrute, latainisch Solidago virgaurea. Diese Goldrute wird auch in der Naturheilkunde mit der besten und vielseitigsten Wirkung in Verbindung gebracht. Die beiden eingeschleppten Arten, sogenannte Neophyten sind inzwischen häufiger anzutreffen als die heimische Goldrute. Hierbei handelt es sich zum einen um die kanadische Goldrute (lat. Solidago canadensis) und die Riesen-Goldrute (lat. Solidago gigantea), welche trotz ihres Namens meist sogar ein wenig kleiner ist als die kanadische Art. Auch diese beiden Goldrutenarten können hervorragend vor allem in Bezug auf die Harnwege in der Naturheilkunde eingesetzt werden. Die Wirkung der Goldrute erstreckt sich jedoch nicht nur auf die Harnwege, dazu später mehr. Die Anwendung der Goldrute erfolgt hauptsächlich über die Zubereitung von Goldrutentee oder die Verabreichung von Kapseln oder Tropfen die auf Basis der natürlichen Wirkstoffe der Pflanze hergestellt werden.

Hier findet ihr auch mein ausführliches YouTube Video zur Goldrute, das Euch bei der Unterscheidung der drei Arten zusätzlich in Detailaufnahmen als Ergänzung zur folgenden Beschreibung helfen kann:

Wichtig ist es zunächst alle drei Goldrutenarten botanisch voneinander unterscheiden zu können

Gewöhnliche Goldrute (Solidago virgaurea)

Die Gewöhnliche Goldrute wird auch Echte Goldrute genannt und ist die einzige bei uns in Mitteleuropa heimische Goldrutenart. Alle anderen Arten hierzulande sind Goldruten-Neophyten.

  • Wuchshöhe: 10 bis maximal 100 cm, meist jedoch etwa 35-45 cm.
  • Stängel: Überwiegend unverzweigt, im unteren Bereich grundsätzlich nicht
  • Blätter:
    • Untere Blätter: Gestielt und eiförmig geformt
    • Obere Blätter: merklich schmaler, lanzettlich und sitzend
    • Blattrand: Meist unregelmäßig, sichtbar gezähnt, eher selten fast ganzrandig
  • Blütenstand:
    • Locker, schwach verzweigt, geringer als bei den anderen großen Goldrutenarten
    • Blütenkörbchen: 6-10 mm lang, auffallend größer als bei anderen Arten
    • Zungenblüten: 6-12, durchgehend gelb, eindeutig länger als die Körbchenhülle
    • Blütenkörbchen-Durchmesser: 10-15 mm
  • Blütezeit: Juli bis Oktober, kann in besonders warmen Jahren auch im Juni anfangen.

Kanadische Goldrute (Solidago canadensis)

Die Kanadische Goldrute ist ein bei uns ein sehr weit verbreiteter Neophyt der ursprünglich aus Nordamerika stammt. Er wurde ursprünglich als Zierpflanze und Bienenweide eingeführt.

  • Wuchshöhe: 50 cm bis 200 cm, bei guten Bedingungen können sie auch 2,5 Meter erreichen!
  • Stängel und Blätter:
    • Stängelblätter: Lanzettlich geformt, im vorderen Bereich gesägt
    • Blattunterseite und Stängel: Dicht abstehend samtig/kurzhaarig, was sie deutlich von der Riesen-Goldrute unterscheidet, Siehe mein Youtube Video oben.
  • Blütenstand:
    • Zahlreiche, einseitswendige, deutlich gestielte, gelbe Blütenkörbchen. In der ‚Menge nicht mit der gewöhnlichen Goldrute vergleichbar.
    • Rispenäste: Bogig gekrümmt
    • Zungenblüten: Kaum länger als die Röhrenblüten
  • Blütezeit: August bis Oktober, wobei auch diese Art in warmen sonnenreichen Jahren früher in die Blüte kommen kann.

Riesen-Goldrute (Solidago gigantea)

Die Riesen-Goldrute, welche auch Späte-Goldrute genannt wird, gehört ebenfalls zu den Neophyten aus Nordamerika. Sie wächst nicht selten in der Nähe von Beständen der kanadischen Goldrute.

  • Wuchshöhe: 60 bis 200 cm, in der Regel trotz ihres Namens etwas kleiner als die Kanadische Goldrute. Auch sie kann unter idealen Bedingungen bis 2,5 Meter hoch werden.
  • Stängel:
    • Dicht beblättert, nur im Blütenstandsbereich verzweigt
    • Kahl, oft rot überlaufen und bläulich bereift
    • Höchstens im oberen Teil etwas behaart3
  • Blätter:
    • Sitzend, schmal lanzettlich
    • Meist gesägt, selten ganzrandig3
  • Blütenstand:
    • Pyramidenförmig, rispig
    • Zahlreiche kurz gestielte, nach oben gerichtete Blütenkörbchen
    • Zungenblüten: Länger als die Röhrenblüten3
  • Blütezeit: Ende Juli bis Oktober3

Einfache Hauptmerkmale zur Unterscheidung der Gewöhnlichen-Goldrute, der Kanadischen-Goldrute und der Riesen-Goldrute

Die drei Goldrutenarten unterscheiden sich hauptsächlich in ihrer Größe, Behaarung, Blattform und Blütenstandsstruktur sowie Blütenmenge. Ganz einfach zu unterscheiden sind sie jedoch bei Beachtung der folgenden Bestimmungsmerkmale: Die Gewöhnliche Goldrute ist durch ihre einzelstehenden, größeren Blüten leicht von den beiden Neophyten zu unterscheiden. Die kanadische und die riesen Goldrute wiederum kann man leicht dadurch identifizieren, das man ihren Stängel begutachtet. Die kandische Goldrutenart hat gut sichtbare Härchen auf ihren Stängeln, während die Riesengoldrute keine Haare besitzt.

Die kanadische Goldrute hat im Detail aufgenommen eindeutig einen behaarten Stängel

Und hier nochmal die Behaarung der kandischen Goldrute in der Zoom Detailaufnahme:

Zoom auf die Behaarung der kanadischen Goldrutenart

Inhaltsstoffe und Wirkung der Goldrute

Zwar wird die Goldrute wie eingangs bereits erwähnt traditionell hauptsächlich zur Behandlung und Vorbeugung von Harnwegsinfektionen und Erkrankungen eingesetzt, doch hat sie auch noch andere Vorteile für die Gesundheit. Im folgenden wird auf die Inhaltsstoffe aller drei relevanten Goldrutenarten eingegangen, einen wichtigen Inhaltsstoff hat aber nur unsere heimische gewöhnliche Goldrute, die sogenannten Phenolglykoside, auch wenn die nordamerikanischen Arten ebenfalls verwendet werden können. Die beiden Neophyten weichen jedoch von den Inhaltsstoffen unserer Heimatpflanze ab.

Inhaltsstoffe der drei Goldrutenarten

Die wichtigsten Inhaltsstoffe der Goldrute sind neben Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen folgende:

  • Flavonoide (insbesondere Rutosid)
  • Triterpensaponine (Virgaurea-Saponine)
  • Ätherische Öle
  • Bitter- und Gerbstoffe
  • Phenolglykoside (Wichtig: nur in der Echten Goldrute enthalten!)
  • Phenolcarbonsäuren
  • Polysaccharide

Die Echte Goldrute (Solidago virgaurea) enthält zusätzlich Phenolglykoside wie das Leiocarposid, die bei anderen Goldrutenarten fehlen, dieses besitzt analgetische Eigenschaften, die zur Linderung von Schmerzen beitragen können. Daneben hilft es zusätzlich bei der Anwendung im Harnbereich. In Tierversuchen hat dieser Stoff sogar gezeigt, dass er das Wachstum von Blasensteinen hemmen kann, zusätzlich wirkt es entzündungshemmend.

Wichtig zu wissen…

Aufgrund der Phenolglykoside wird die gewöhnliche Goldrute auch als die ideale Heilpflanze unter allen Goldrutenarten für die Behandlung der Harnwege gesehen, was jedoch nicht heißt, dass die anderen nicht auch ihren positiven Beitrag leisten können.

Klinisch durchgeführte Studien zum Leiocarposid

Leiocarposid wurde in Studien nachgewiesen das es eindeutig entzündungshemmende und schmerzlindernde Eigenschaften besitzt. Leiocarposid wurde in Verbindung mit der Behandlung von Harnwegserkrankungen und Nierengrieß genauer untersucht. Wissenschaftliche Studien belegen die Wirksamkeit von Goldrutenzubereitungen, welche nachgewiesen Leiocarposid enthalten, insbesondere wenn sie als Tee dargereicht wurden.

Wissenschaftliche Quelle: epup der Uni Regensburg.

Wirkungsweisen

Die Goldrute wird traditionell mit folgenden Wirkungsweisen in Verbindung gebracht:

  1. Harntreibend (diuretisch): Die Kombination der enthaltenen Inhaltsstoffe, insbesondere die Flavonoide und Saponine, fördert die Ausscheidung von Urin.
  2. Entzündungshemmende Wirkung: Die Pflanze wirkt antiphlogistisch und kann Entzündungen in den Harnwegen reduzieren, was ideal in Kombination mit ihrer harntreibenden Wirkung ist.
  3. Krampflösend: Goldrutenextrakte haben eine sogenannte „spasmolytische Wirkung“, was bei Krämpfen in den Harnwegen hilfreich sein kann.
  4. Durchspülend: Die harntreibende Wirkung unterstützt die Reinigung der Harnwege, bei entsprechend hoher Flüssigkeitszufuhr.
  5. Antibakterielle Wirkung: Es wurde eine antibakterielle Wirkung nachgewiesen, die jedoch nicht vergleichbar mit der von Antibiotika oder ähnlichem ist. Hier handelt es sich nur um eine mögliche leichte Wirkung.
  6. Antioxidativ: Die Flavonoide in der Goldrute haben antioxidative Eigenschaften, was dabei helfen kann die Zellen zu vor oxidativem Stress zu schützen

Haupt-Anwendungsgebiete der Goldrute

Es ist an dieser Stelle wie immer ganz wichtig klarzustellen, dass bei Harnwegsleiden oder sonstigen Symptomen zunächst immer ein entsprechender Facharzt aufgesucht werden sollte, um schlimmere Erkrankungen auszuschließen! Eine eskalierende Blasenentzündung kann zum Beispiel auch zu Langzeitschäden führen. Deswegen kann die Anwendung von Goldrute zwar vorbeugend oder als Unterstützung bei Harnwegsleiden genutzt werden, aber eben nicht immer, vor allem nicht in schweren Fällen. Sucht deshalb bitte immer zuerst den Arzt auf, gerne auch einen der sich zusätzlich zur schulmedizinischen Ausbildung auf Naturheilkunde spezialisiert hat.

Ansonsten wird die Goldrute traditionell für folgende Anwendungsgebiete verwendet:

  • Entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege
  • Harnsteinen und Nierengrieß (vorbeugend und begleitend zur Therapie)
  • Bei einer Reizblase
  • Zur Durchspülungstherapie bei Harnwegsinfekten

Die Wirkung der Goldrute basiert dabei nicht nur auf einem einzelnen Inhaltsstoff, sondern auf dem Zusammenspiel verschiedener enthaltenen Wirkstoffe. Es ist ebenfalls ganz wichtig zu beachten, dass die Anwendung von Goldrute und Goldrutenextrakten bei bestehenden Ödemen oder eingeschränkter Nieren- sowie Herzfunktion nicht empfohlen wird. Zudem sollten Personen mit einer Allergie gegen Korbblütler, zu denen die Goldrute zählt, besonders achtsam sein, da in seltenen Fällen allergische Reaktionen auftreten können. Auch hier macht das Gespräch mit seinem Arzt vor der Anwendung immer Sinn.

Sammelt ihr auch im Sommer Goldrute?

Weitere Anwendungsgebiete und geschichtliche Hintergründe der heimischen echten Goldrute

Bei den Germanen wurde unsere echte heimische Goldrute als Wundkraut geschätzt. Es wurden dafür Umschläge aus frisch zerquetschten Blättern, aber auch getrockneten Teilen der Pflanze verwendet. Hildegard von Bingen machte ebenfalls auf die entzündungshemmende und schleimhautabschwellende Wirkung aufmerksam. Tee der Goldrute und Auszüge wurden zum Gurgeln bei Halsschmerzen und Rachenendzündungen genutzt. In der chinesischen Volksmedizin gilt die Goldrute als blutreinigend, krampflösend und schleimtrocknend.

Wichtig ist jedoch auch zu erwähnen das nicht alle traditionellen Wirkungsweisen der Goldrute auch entsprechend ausreichend medizinisch erforscht wurden und mit wissenschaftlich validen Doppelblindstudien nachvollzogen werden konnten. Zu ganz vielen überlieferten Wirkungsweisen gibt es nur die Erfahrungsmedizin bzw. die traditionelle Überlieferung, was also kein Garant für die Wirksamkeit der Goldrute darstellt, diese aber auch nicht ausschließt.

Goldruten Tee Herstellen und Anwenden

Einen Tee aus Goldrute selbst herzustellen ist sehr einfach. Man braucht dazu nur 2-3 Teelöffel Goldrutenkraut, idealerweise selbst gesammelt und getrocknet. Dieses besteht sowohl aus den Blüten, als auch den oberen Stängeln und Blättern der Pflanze. Nutzt man frisches Kraut, dann braucht man mindestens die doppelte Menge, also 4-6 Teelöffel. Diese Menge lässt man 10 Minuten in 250 ml heißem Wasser ziehen. Danach einfach das Kraut entfernen und diesen Tee einmal am Tag zur Vorbeugung oder drei mal am Tag zur unterstützenden Behandlung von Harnwegsleiden für vier bis fünf Wochen trinken.

Wenn man sein Goldrutenkraut selbst trocknet, dann ist es bei guter trockener und lichtgeschützter Lagerung problemlos ein Jahr, also bis zur nächsten Sammelsaison im Sommer haltbar. Idealerweise sammelt man die Goldrute im August bis September in voller Blüte und dann wenn sie schön im Saft steht.

Bringe die echte Goldrute in deinen Garten

Die echte, heimische Goldrute kann ganz leicht im Garten kultiviert werden. Sie hat  recht wenig Ansprüche um gut zu wachsen. Einige Punkte sollten jedoch zur nachhaltigen Präsenz des Heilkrauts in Eurem Garten vorhanden sein. Sie vermehrt sich dann von ganz alleine:

Die Echte Goldrute (Solidago virgaurea) lässt sich gut im Garten anpflanzen und pflegen. Hier sind die wichtigsten Punkte für die Kultivierung:

Standort und Boden

  • Sonnig bis halbschattig
  • Sandig-lehmiger, mäßig nährstoffreicher Boden, keine Blumenerde aus dem Baumarkt nutzen, nicht zu viel Kompost verwenden
  • Gut durchlässiger Boden wird bevorzugt

Pflanzung/Säen von echter Goldrute

  • Beste Pflanzzeit: Mai, idealerweise erst nach den Eisheiligen
  • Pflanzloch doppelt so groß wie der Wurzelballen ausheben
  • Aushub mit Sand oder ein wenig feinem Kies anreichern für bessere Durchlässigkeit 
  • Nach dem Einpflanzen gründlich wässern, in den ersten Wochen nicht stark austrocknen lassen
  • Beim Säen der Goldrute im Herbst die Samen in der Natur sammeln und gut verteilt einfach auf den gewünschten Standort auf die Erde etwas festdrücken. Dies kann ebenfalls schon im Herbst geschehen, aber auch noch später im nächsten Frühjahr. Die Samen sollten bis dahin trocken und lichtgeschützt gelagert werden.

Pflege

  • Sehr pflegeleichte Staudenpflanze
  • Bei Trockenheit gießen, besonders im ersten Jahr nach der Pflanzung
  • Nicht düngen, auch nicht natürlich, da nährstoffarmer Boden für die Pflanze ideal ist
  • Schnitt ist unnötig, kann aber auf Wunsch im Herbst erfolgen

Besonderheiten

  • Gewöhnliche Goldrute ist äußerst robust und Winterhart bis -30°C
  • Goldrute wächst horstbildend, das heißt die kann sich genau wie ihre Neophyten Verwandten auch durch Rhizome ausbreiten, die sind unterirdische Ausläufer.
  • Wer eine massive Ausbreitung der Pflanze verhindern will, kann neben einer Wurzelsperre auch jeden Spätsommer die verblühten Blüten absammeln um das Aussamen zu verhindern.

Die Echte Goldrute eignet sich gut in kleinen Gruppen für Naturgärten, Leerflächen und Steingärten. Baut man sie gezielt in seinem Garten an, setzt man sich automatisch auch für die Biodiversität ein und den Erhalt der heimischen Arten, da die echte Goldrute durch ihre beiden Neophyten Verwandten in vielen Gebieten bereits arg zurückgedrängt wurde.

Beitrag zuletzt aktualisiert und überprüft am

Ich freue mich sehr, wenn Du das Wissen aus den Beiträgen mit anderen teilst...

Schreibe einen Kommentar